Bericht Marathon Wien
Laufbericht von unserem Läufer Daniel Grüterich, www.grueterich-sporttours.de
über den 35. Jubiläumslauf des Wien Marathon (VCM) 2018
Am 22. April 2018 hatte ich die Ehre, für Lex Laufexperten Mainz beim 35. Jubiläumslauf des Wien Marathon (VCM) an den Start zu gehen. Ein Tag zuvor, stand erst einmal eine Sightseeingtour mit einem der zahlreichen „Hop-on, Hop-off Bussen“ durch Österreichs Hauptstadt Wien an. Ich muss schon sagen, bei dieser Masse an Sehenswürdigkeiten, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Wien ist auf jeden Fall ein Reise wert. Im Anschluss ging es in die Messehalle, um sich auf der Marathonmesse von Neuerungen berieseln zu lassen und die Startnummer (heute die Nr. 1138) abzuholen. Aufgrund der vielen freiwilligen Helfer, verlief alles sehr schnell und reibungslos.
Ab 14:00 Uhr ging es dann im Festsaal des Wiener Rathauses mit der traditionellen Kaiserschmarrn-Party, verbunden mit leckeren Pasta-Schmankerln weiter. Einen Bon dafür kann man auch noch vor Ort kostenpflichtig erwerben. Eine sehr schöne Tradition, Primär für die ausländischen Marathonteilnehmer/innen aus über 130 Nationen. Ab 16:00 Uhr hieß es dann für mich Ruhe bewahren, Laufsachen zu rechtlegen und Kräfte sammeln. Der Abend und die Nacht verliefen sehr ruhig.
Mein Renntag:
Geradezu einmalig und vorbildlich ist am Renntag der Zubringerdienst der tausende Läuferinnen und Läufer zum Startbereich bei der Vienna UNO-City in Kaisermühlen bringt. Die Startnummer gilt als Fahrschein. Das Gedränge ist schon jetzt sehr groß. Wer Gepäck vor dem Start abgeben will, kann dies an den nummerierten Bussen erledigen, die dann beim Rathaus in Zielnähe auf die Läufer warten. Zahlreiche Hochhäuser prägen diesen Stadtteil, der als Donaucity die einstige Idylle rund um die Alte Donau zurückgedrängt hat. Das Gedränge am Start wird durch die vielen Begleitpersonen noch erhöht. Eine tolle Stimmung, wie ich finde. Heute erwartet uns ein sehr traumhaft warmer Tag. Temperaturen an die 30 Grad Marke sind angekündigt.
Die Elite startet nach der Bundeshymne um 8:58 Uhr, dann geht es um 9.00 Uhr mit den einzelnen Blöcken weiter. Ich startete um 9:02 Uhr aus Block 2 BMW-Block und kam relativ schnell auf mein angestrebtes Lauftempo. Die einzelnen Startblöcke sind links und rechts aufgereiht und nur durch eine Leitschiene getrennten. Die Startaufstellung erfolgt wie jedes Jahr auf der Wagramer Straße, die auf die Reichsbrücke führt. Der sanfte Anstieg auf die Reichsbrücke ist für die anstürmenden Massen keine Erschwernis. Die Reichsbrücke hält den zigtausenden Startern stand und schwankt (leider) kein Stück.
Nachdem die Reichsbrücke passiert worden ist, steuern die Läufer auf die römisch-katholischen Franz von Assisi-Kirche zu. Dort bei Km 2,5 trifft man auf einen Kreisel, wo sich die Startergruppen (linke und rechte Seite) treffen und zusammen weiter Laufen. Die Sonne scheint schon jetzt sehr stark und die Temperaturen steigen rasch an. Einigen Läufern kann man schon jetzt im Gesicht ansehen, dass die Wärme ihnen zu schaffen macht. Wir kommen am Praterstern vorbei, wo das Admiral Tegetthoff-Denkmal, (die Marathonläufer werden hier ein zweites Mal vorbeikommen) steht. Es geht hinein in den Prater. Hier stehen auf 4,4 Km Länge alte große Alleebäume, die schon jetzt (so früh im Jahr) beachtliche Blätter tragen und Schatten spenden. Infolgedessen drängen sich die Massen nun nach links, in den kühlen schattenspendenden Bereich.
Es geht zunächst rund 2 km durch die Allee, dann dreht der Marathon in Richtung Donaukanal. Hier am VP bekommt man Wiener Hochquellwasser vom Hydranten, dass in Bechern angeboten wird. Ab jetzt heißt es nicht nur viel und regelmäßig trinken, sondern sich und seinen Körper mit Wasser herab zu kühlen. Nach dem kurzen Anstieg auf die Aspernbrücke über den Donaukanal, geht es weiter in Richtung Volksbildungshaus mit Sternwarte. Wir laufen am Wiener Stadtpark vorbei, ein beliebter Treffpunkt für Städtetouristen. Dort befindet sich auch der Kursalon wo gelegentlich Tanzaufführungen stattfinden.
Wir Läufer sehen nur, dass Grün der Bäume zur Linken und die Begrenzungsprachtbauten der Ringstraße rechts, bevor wir unter mehreren luftgefüllten Bögen die 10 km Anzeige nahe dem Schwarzenbergplatz erreichen. Es geht nun weiter die Ringstraße entlang, vorbei am Luxushotel Imperial. Immer weiter den leichten Anstieg hinauf, den man am Schluss des Marathons beim zweiten Durchlauf eher spüren wird. Auf der zweiten Runde wird der Marathon an den Beiden baugleichen Museen vorbeiführen, nämlich am Natur- und Kunsthistorischen Museum. Vorerst aber biegen wir bei der Oper, vor der eine riesige LED-Wand aufgebaut ist und die Läufer sich selbst sehen können, ab. Die Gebäude der TU sind an der Ecke erkennbar. Km 15 kommt in Sicht. Wir sind im noblen Bezirk Hietzing mit dem Schloss Schönbrunn. Heerscharen von Staffelläufern sind hier noch in Warteposition, es dürften mehr als dreitausend Viererteams im Einsatz sein. Das heißt, dass ein gutes Drittel aller Marathonteilnehmer in die Kategorie Staffel fällt. Es geht nun leicht ansteigend vorbei am Auer-Welsbach-Park nach Norden. Die anstehenden 4 Km entlang der leicht abfallenden Mariahilfer Straße sind ideal, um wieder etwas Tempo aufzunehmen. Die Halbmarathonläufer/innen geben nochmals alles, um zeitig ins Ziel zu kommen. Museumsquartier und Volkstheater werden passiert. Das Volkstheater ist eines der größten Theater im deutschsprachigen Raum mit zahlreichen Erst- und Uraufführungen.
Die noch wartenden Staffelläufer/innen bei der Station 2 (21,1 km) sind deutlich weniger geworden, aber immer noch warten Hunderte auf ihren Teamläufer. Die Halbmarathon Distanz ist geschafft und ich passiere die Marke mit einer freudigen Zeit von 1:40 Std.. Ich fühle mich gut und strotze vor Energie. „Weiter so!“, denke ich mir. „Go, go!“, feuere ich mich selbst an und verschärfe das Tempo ein wenig. Es geht am Schottentor vorbei und hinein in den 9. Bezirk, eine teure Wohngegend mit bürgerlichem Ambiente. Nun laufen wir die Prater Straße entlang, vorbei an der U1-Metrostation Nestroyplatz. Das Wiener Riesenrad, das als Wahrzeichen des Wurstelpraters gilt.
Wir sind wieder im Prater, genau genommen am Beginn der Allee wie am Anfang des Marathons und laufen zwei Kilometer unter Schatten spendenden Bäumen. Vorbei am Praterfußballstadions bei Km 30. Bis hierhin war ich zeitlich auf kurz und mit meiner angestrebten Zielzeit von 3:20 Std. unterwegs. Von jetzt auf gleich merkte ich, dass meine Beinmuskulatur (vordere und hintere Oberschenkelmuskulatur) zu machten und sich verkrampften. Was ist das? Was ist da nur los? So ein Mist! Ich musste kurz anhalten, meine Beine Dehnen und mit reduzierter Geschwindigkeit weiterlaufen.
Bei der 33 km-Marke wird erneut die Laufzeit gemessen. Beim nächsten VP am Kilometerpunkt 35 gibt es endlich auch Cola.
Meine Beine, beziehungsweiße meine Beinmuskulatur, wollen nicht mehr so, wie ich will und verlangen nach Pause. Nichts da, dachte ich mir! Beiß auf die Zähne und zieh durch. Go, Go! Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass es mit meiner angestrebten Wunschzielzeit leider nichts mehr wird. Naja, was soll es, machen wir das besten draus. Immer positiv denken, wird schon. Es geht ein kurzes Stück die Stadionallee in Richtung Donaukanal weiter. Auf diesem Abschnitt bis zur 38 km-Anzeige kommt es zu Positionskämpfen unter den Läufern. Ich beteilige mich rege und mache etwas Boden gut.
Komisch! Es scheint so, als ob sich meine Beinmuskulatur anfängt etwas zu erholen und die Tempoverschärfung ohne weiteres mitmacht. Der kurze Brückenanstieg an der Radetzkystraße in praller Mittagssonne bremst ein wenig. Und der anschließende Schatten der Wohnhäuser entlang der Löwengasse gibt ebenso Auftrieb. Bei der Dampfschiffstraße steht die 39 km-Anzeige. In einem derart großen Teilnehmerfeld wie beim VCM sind auch jetzt noch viele Läufer auf der Strecke, sodass man sich immer in guter Gesellschaft befindet und sich gegenseitig motiviert und mitzieht. Auf der Vorderen Zollamtsstraße entlang geht es nun über die Wienflussbrücke beim Stadtpark. Die letzten zwei Kilometer auf der Wiener Ringstraße, die wir ja schon am Anfang des Marathons bis zur Oper passiert haben, stehen an. Jetzt heißt es noch einmal Gas geben und den Zielendspurt anziehen.
Endlich, dass Ziel ist in Sicht, Geschafft!!!
Mit einer Ziel Zeit von 3:35 Std. laufe ich zwar nicht zufrieden, aber Glücklich ins Ziel ein, wo eine wunderschöne Finishermedaille auf mich wartet. Top! Meinen Beinen und deren Muskulatur, geht es den Umständen entsprechen gut und ich freue mich, auf das wohl verdiente Sitzen, mit einem leckeren kühlen alkoholfreien Weißbier von Erdinger in der Hand. Mensch, was für ein schöner, sehr warmer und genialer, anstrengender Lauf!!!
Nachtrag:
Der VCM ist Österreichs größte und bedeutendste Laufveranstaltung wie die folgenden Zahlen belegen: 8.304 Meldungen beim Marathon, 14.273 beim Halbmarathon und 3.645 Teams (14.580 Läufer/innen) bei den Staffeln. Inklusive Kinder- und Jugendläufe sowie den 5 und 10 km-Bewerben, wurden laut Angabe auf der Veranstalter-Website 41.919 Personen registriert. Entsprechend aufwendig gestaltete sich für die Organisatoren die Vorbereitung. Wie in den Vorjahren waren auch diese mal die Straßen zu 100 % für den Verkehr gesperrt, an den VPs herrschte nie Wassermangel.
• 5431 Finisher (4258 Männer, 1173 Frauen) beim Marathon
• 12.782 (8235 Männer, 4547 Frauen) beim Halbmarathon
• 283 Teams bei den Staffeln
Fazit:
Also ich für mein Teil, kann jedem Marathonläufer den VCM Wien Marathon www.vienna-marathon.com nur wärmstens empfehlen. Eine tolle Atmosphäre, top organisierter Lauf mit einer Menge historische Sehenswürdigkeiten an der Laufstrecke. Allerdings ist der Wien Marathon ein anspruchsvoller Marathon, da sehr viele Brücken mit Anstiegen passiert werden müssen, die ganz schon in die Beine und deren Muskulatur gehen.
« zurück