Paris Roubaix Challenge 2022
Abwechslung für Läufer- ein schönes Radevent
Auch für das Alternativtraining braucht man als Läufer Ziele, deswegen nahm ich am 16.04.2022 bei der Paris Roubaix Challenge teil. Am Vortag des „Queen auf Classic Races“ der Profiradfahrer findet alljährlich eine RTF ähnliche Veranstaltung rings um Roubaix statt. Für die nicht Radfahrfans: Paris Roubaix ist das Rennen mit den vielen Kopfsteinpflasterpassagen, es wird auch die Hölle des Nordens genannt...
Es gibt 3 verschiedene Strecken. 70 km, 145 km und 172 km beim Jedermann Event. Damit man einmal das Leiden der Profis nachempfinden kann, würde ich schon die 172km empfehlen. Dort gilt es 51 km Kopfsteinpflaster zu überwinden. Das ist auch die Strecke, die ich in Angriff genommen habe.
Ich habe das ganze mit einem professionellen Anbieter gebucht „Prostyle“ das war eine super Sache. Zum einen musste ich mich um nichts weiter kümmern und wurde auch bequem zum Start gefahren. Da die 172 km irgendwo in dem Ort „Busigny“ starten, wäre das allein logistisch sehr aufwendig gewesen. So wurde ich bequem zum Start gefahren. Bei allen Testfahrten war auch ein Mechaniker von „Odenwaldbikes“ dabei. Untergebracht waren wir in einem Hotel am Flughafen in Lille, das war auch super. Zur Vorbereitung bin ich im Vorfeld sehr oft mit meinem Crossrennrad wirklich unebene Strecken (quasi in der Traktorrille) gefahren, das würde ich auf jeden Fall auch wieder so machen. Als ich am Vortag mit unserem Guide durch das erste Kopfsteinpflaster Pave gefahren bin, ist mir erst mal meine Radflasche weggeflogen und ich konnte meinen Lenker fast nicht festhalten, weil ich mit zu viel Luftdruck unterwegs war. Ich dachte auch in der Fahrrinne zu fahren sei schlau - war es nicht -man muss in der Mitte fahren, da sind die Schläge nur schlimm und nicht abartig. Björn (der Guide)gab den Tipp mit nur 3-4 Bar im Reifen fahren. Das habe ich dann auch gemacht und ab dann hatte ich richtig Spaß.
Falls das jemand mal machen will, sollte man am Tag davor mal so ein Pave fahren. Bei uns gibt`s so schlechte Straßen einfach nicht mehr. Die Paves stehen teilweise unter Denkmalschutz, damit die nicht der Flurbereinigung zum Opfer fallen. Beim Rennen bin ich dann mit meinem Rennrad und 28mm breiten Crossreifen gefahren. Das war eine gute Wahl. Wenn man mit dem Rennrad über die Paves fährt, macht das Rad sehr lustige Geräusche klappern, Schläge, krachen usw. Man sollte also eine gewisse Schmerzfreiheit mitbringen und nicht so pingelig mit seinem Material sein. Der Tipp des Guides war… hör einfach nicht so genau hin was unter dir passiert, das habe ich gemacht, es war ein super Tipp.
Zum Rennstart selbst sind wir pünktlich gekommen, man hat ein Zeitfenster von 60 Minuten, in denen man losfahren kann. Es gibt auch ein bisschen Zeitdruck, wegen des Profirennens der Frauen, was am gleichen Tag stattfindet. Da es ein bisschen komfortabler ist zügig über die Paves zu fahren, war mein Ziel 30 Intervalle über die Paves zu fahren und dazwischen ein bisschen lockerer. Diese Herangehensweise war für mich perfekt. Zwischen den Paves war ich bis km 120 in Gruppen unterwegs. Danach war ich schlecht gelaunt wegen eines Doppelplattens in Pave Nr. 13. Ab da bin ich zum Frustabbau eher vorne gefahren.
Die Paves haben Sterne, um die Schwierigkeit zu markieren. 5 Sterne ist abartig und 3 Sterne sind schlimm. 2 Sterne tun nur ein bisschen weh. Ein Pave ist die Hölle, das geht durch den Wald von Arnsberg. Eigentlich 5 Sterne ich würde dem 7 Sterne geben. Als ich da durchgefahren bin dachte ich kurz: „wer ist denn bitte auf die bescheuerte Idee gekommen hier ein Profirennen durchzuführen“. Ich habe nur meine Trinkflasche verloren, den Horizont konnte ich vor lauter Schlägen nicht mehr sehen. Ich habe Mountainbiker gesehen, die ihr Rad geschoben haben, einer meiner Mitfahrer konnte die Spur nicht halten und hat sich in den Straßengraben überschlagen. Als ich aus dem Wald heraus fuhr, war es wie in einem Krankenhaus für Rennräder und deren Fahrer. Da standen bestimmt 100 Radfahrer, die versuchten ihr Rad wieder flott zu bekommen oder ihre Schürfwunden versorgten. So was krasses habe ich noch nie gesehen.
Die restlichen Kilometer waren auch recht anspruchsvoll durch Gegenwind und Kopfsteinpflaster. Die Strecke war durch die 145km Fahrer voller, die jetzt den gleichen Weg fuhren. Das Überholen auf den Paves war recht abenteuerlich. Es lief alles gut, bis Pave Nr. 13 dort holte ich mir einen Doppelplatten Vorne und Hinten. Den zu flicken hat schon etwas länger gedauert. Wenn man Paris Roubaix richtig erleben will, gehört es aber wohl dazu, in einem staubigen Straßengraben mit geschwollen Fingern Reifen zu wechseln. Das Reparieren hat dann doch gut funktioniert. Ich bin danach in bisschen intensiver gefahren. Im Ziel war ich noch ziemlich frisch. Schön ist der Zieleinlauf, in der Challenge darf man auch auf die Radrennbahn fahren. Steilkurve ist geil. Am Tag danach hette ich bis auf meine Fingerkuppen, keine Schmerzen. Kopfsteinpflaster scheint mir zu liegen. Ich würde dort jederzeit wieder an den Start gehen. Wer mal was verrücktes machen möchte, Paris Roubaix ist der richtige Ort dafür.