Embrunman 2017
Erlebnisbericht von Stephan
Embrunman 2017
Der Embrunman ist ein sehr schöner Triathlon, über die Ironman Distanz, in den französischen Hochalpen. In Deutschland ist er kaum bekannt, aber in Frankreich ein Mythos. Der Embrunman bietet seit Jahren ein Terrain für extravaganten Ausdauersport. Mit ca. 1100 Startern auf der Langdistanz war er, trotz der vielen Höhenmetern, dieses Jahr sehr gut besucht. Bei meiner ersten Teilnahme vor 13 Jahren benötigte ich 14:15 Stunden und war danach zwei Wochen sehr müde. Diesmal wollte ich testen, ob ich mit Vierzig Lebensjahren schneller sein kann als vor dreizehn Jahren mit siebenundzwanzig.
Im Lac de Serre Poncon durfte man zwei Runden schwimmen. Das Feld stellte sich erst fünf Minuten vor dem Start an Land auf. Nach dem Startschuss rannten alle ins Wasser. Es folgte eine zwanzigminütige Rangelei. Danach konnte ich das Rennen gut genießen.
Die Radstrecke war wunderschön, allerdings auch sehr anspruchsvoll. Sie bot einige spektakuläre Abschnitte. Höhepunkt war die Überquerung des Col d`ìzoard mit 2360m Höhe. Dieses Jahr war dieser Berg auch das Dach der Tour de France.
Die Radstrecke hatte vier Knackpunkte, über die ich mir bereits vor dem Start Gedanken machte. Zum einen ging es nach dem Schwimmen direkt in einen fiesen Anstieg mit Rampen bis 25‘% Steigung. Ich nahm mir vor betont locker zu schwimmen um die erste Rampe gut zu überwinden. In der Mitte des Rennens wartete der Izoard, der sehr unrhythmisch und abschnittsweise sehr steil war. Ich nahm mir vor am Izoard viele Körner zu sparen, denn aus meiner letzten Teilnahme wusste ich, dass im Tal ein starker Gegenwind herrschen kann. Das Finale der Radstrecke befand sich in Embrun. Auf den letzten 10 km wartete ein 5km langer Anstieg mit der schlechtesten und gefährlichsten Abfahrt der gesamten Strecke.
Die Radstrecke war Landschaftlich einfach wunderschön, man hatte ständig spektakuläre Ausblicke. Am Anfang auf den imposanten Stausee, mit seinen in der Sonne blau funkelnden Wasser und der schönen Brücke über den See, die wir auch später überquerten und den vielen blühenden Blumen am Wegesrand. An Guillestre und dem Mont Dauphin vorbei, ging es weiter ins Combe du Queyras. Dort fuhren wir am Rand einer steilen Schlucht mit Felsüberhängen und einem wilden Fluss. Der Izoard ist bekannt für seine markanten Felsformationen am Gipfel. Der Aufstieg ist sehr lang und unrhythmisch. Zum Gipfel hin wird es immer steiler, trotz der Anstrengung konnte ich die Aussichten in den engen Serpentinen genießen. Nach der rasanten Abfahrt ging es auf der gegenüberliegenden Seite des Canyons nicht weniger spektakulär weiter. Die Landschaft zwischen Briancon und Embrun überrascht mit tollen Blicken ins Tal, auf alte Festungen und Rafting Boote, die mit den Stromschnellen der Durance zu kämpfen hatten. Endlich kam ich in Embrun an und konnte die Laufstrecke erblicken. Bevor ich den abschließenden Marathon in Angriff nehmen durfte, musste ich den letzten fiesen Anstieg mit der technisch schwierigsten Abfahrt meistern. Danach ging es endlich auf den Marathon.
Der Marathon bestand aus 3 Runden à 14 km mit einem langen Berg. Die Laufstrecke war auch abwechslungsreich, aber nicht so toll wie die Radstrecke. Am See und in Embrun herrschte beim Laufen eine super Stimmung. Wildfremde Menschen feuerten mich frenetisch an.
Mein Rennen lief super. Ich war erstmals ohne Uhr gestartet, weil ich mir keinen Stress machen wollte. Das war eine gute Entscheidung. Ich hörte einfach mehr in meinen Körper.
Meine Renneinteilung war super. Ich konnte meine Streckenkenntnis von meiner ersten Teilnahme gut nutzen. Die Radstrecke habe ich durchweg genossen. Nur auf der letzten Abfahrt hätte ich gerne ein Mountainbike gehabt. Gut verpflegt hatte ich mich auch. Der Marathon war nach den 4000 HM auf der Radstrecke natürlich hart, aber an sich nur die letzte Runde, da bin ich dann auch am steilen Berg gegangen. Ich wusste ja, dass ich am nächsten Morgen pünktlich am Flughafen Marseilles sein musste und packen durfte ich auch noch. Außerdem - Wer liegt auch schon gerne wegen Erschöpfung im Sanitätszelt?! Auf dem Rad war ich zwanzig Minuten schneller als vor dreizehn Jahren und beim Laufen zehn Minuten. Ich habe also den siebenundzwanzig jährigen Stephan um über 30 min geschlagen. Mit 13.44 Stunden belegte ich diesmal Platz 265. 850 Teilnehmer kamen im Ziel an, 200 gaben auf. Für mich war das super. Aufwand und Ertrag haben in einem sehr guten Verhältnis gestanden. Bei mir bedeutet das einen Trainingsaufwand von ca. 14 Stunden pro Woche im letzten halben Jahr. (aufgeteilt in: 2 Stunden Physiotherapie + Stabilisationstraining + Stretchen, 2,4 km schwimmen pro Woche, 120 km Rad und 58km Laufen pro Woche)
Der Einmarsch in mein Hotel war für mich ein besonderes Highlight. Der Gastwirt hatte mich und seine anderen teilnehmenden Gäste schon auf der Strecke angefeuert. Um 3:30 Uhr hätte man Frühstücken können. Als ich nach dem Zieleinlauf ins Hotel kam haben alle Restaurantbesucher geklatscht. Nach dem Essen hat mir noch ein, bis dahin mir unbekannter älterer Franzose, ein Glas Wein ausgegeben. Danach habe ich dann bis 24 Uhr mein Rad verpackt und meine Sachen ins Mietauto eingeladen. Morgens um 6:30 Uhr fuhr ich zum Flughafen nach Marseilles, wo um 10:40 mein Flieger nach Frankfurt ging.
Alles in Allem war der Embrunman für mich einfach super. Vor Dreizehn Jahren war ich der Meinung, dass man diesen Wettkampf nur einmal im Leben braucht. Diesmal lief alles so super, dass ich mich nicht auf zwei Starts im Leben beschränken lassen möchte. Jetzt weiß ich ja, das Erfahrung Kraft, Jugend und Schnelligkeit schlagen kann.
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