Kaisermarathon 2021

Ist weniger laufen manchmal mehr? Kaisermarathon 2018 und 2021 im Vergleich

In den folgenden Zeilen versuche ich einen Vergleich zwischen einer reinen Laufvorbereitung und einer allgemeinen Vorbereitung auf einen Trailmarathon zu ziehen. Testobjekt war mein Körper.

Söll ist immer eine Reise wert. Am 09.10.21 startete ich meine dritte Teilnahme am Kaisermarathon.

Die harten Streckenfakten: 43 km mit 2400 HM. (2018 42 km mit 2385 HM). Das Ziel liegt auf der hohen Salve. Die Bergankunft liegt mir, weil so 2400 Höhenmeter bergauf zu laufen sind aber nur 1200 HM bergab. Die Strecke ist aussichtsreich und sehr schön. Die Wege lassen sich gut laufen. Teilweise sind sie recht steil aber mit wenig Wurzeln und Geröll. Ich würde die Strecke als technisch nicht zu anspruchsvoll bezeichnen.

Der Marathon findet in Rahmen der Tour de Tirol statt. Dieses Jahr habe ich mich aber nur auf den Marathon fokussiert.

Ist weniger laufen manchmal wirklich mehr, auch bei langen Strecken?

Der Vergleich 2018 vs. 2021

Bei meiner letzten Teilnahme 2018 war ich bei der kompletten Tour dabei. Damals bin ich in der Vorbereitung nur gelaufen. Ich bin in den letzten drei Monaten 115 Stunden gelaufen. Fast alles im Gelände, mit Bergläufen, Tempoläufen und zehn langen Läufen über 2,5 Stunden.

Etwas Stabilisationstraining und Dehnung wurden auch durchgeführt.

2019 war ich dann recht lange verletzt und habe mein Training komplett umgestellt. Ich komme eigentlich vom Triathlon und habe meine Radfähigkeiten wieder aktiviert. Aufgrund einer vom Arzt diagnostizierten Arthrose im Knie, mache ich inzwischen eine gezielte Kraftgymnastik (Inkobe) und laufe weniger.

Trotzdem wollte ich wieder Trailläufe machen und habe dieses Jahr an mir getestet, ob ich auch mit wenig Geländeläufen lange Trailruns absolvieren kann. Was lange Läufe angeht, bin ich recht ambivalent. Ich mag es gerne im Wettkampf lange zu laufen. Im Training fällt mir das immer sehr schwer (viel Aufwand; Zeitfaktor; wenig schöne Strecken, es gibt viele Ausreden).

Dieses Jahr bin ich in den letzten drei Monaten 50 Stunden gelaufen. Drei lange Läufe über 2,5 Stunden waren auch dabei. Selten bin ich mehr als 60 Minuten am Stück gelaufen.

Dafür bin ich aber 92 Stunden Rad gefahren. Davon ziemlich viel auf dem Ergometer und auch teilweise intensiv auf Zwift. Dazu kommen noch 20 Stunden Kraftgymnastik. (2018 habe ich leider meine Gymnastik nicht sauber dokumentiert)

Fazit: Ich bin dieses Jahr beim Kaisermarathon lediglich im Schnitt 5 Sekunden pro Kilometer langsamer gelaufen als 2018. Mit einer Gesamtzeit von 5:20:47 bin ich auf Platz 86 gelandet. Im Gesamtfeld war ich genauso platziert wie 2018.

Mein Rennen lief wie am Schnürrchen. Ich habe mir das Tempo sehr gut eingeteilt. Im Ziel war ich frischer als 2018. Erstaunlich war dabei, dass ich gerade am Ende weniger verloren habe als sonst. Bergab hatte ich diesmal nicht das Gefühl, das mir die Oberschenkel wegplatzen. Auch mental ist mir die Strecke leichter gefallen. Auf den letzten 1,5 km sind es 300 HM. Da habe ich noch ein paar Mitläufer überholt. Der Muskelkater am Tag danach hielt sich auch in Grenzen.

Mein Körper findet anscheinend eine allgemeine Vorbereitung mit Kraftgymnastik, mehr radfahren und weniger laufen ziemlich gut. 

Erklärungsansätze:

Das Radfahren hat meinen Stoffwechsel und Kreislauf genauso gut vorbreitet wie das Laufen. Die meisten Kilometer bin ich auf der Rolle gefahren. Das ist gut für das Zeitmanagement und es lässt sich effektiver trainieren. Radfahren ist Gelenkschonender als Laufen.

Meine Muskulatur habe ich mit der speziellen Kraftgymnastik (INKOBE) tatsächlich so gut trainiert, dass ich bergab sogar entspannter lief, als mit vielen Kilometern im Gelände. 

Die gelaufenen Kilometer haben ausgereicht, um mich an die speziellen Anforderungen des Laufes zu gewöhnen.

Lässt sich das auf andere Läufer*innen übertragen?

Die größte Schwierigkeit lag darin im Kopf entspannt zu bleiben. An einen Wettkampf zu gehen und zu wissen: „Okay, ich bin nicht mal die Hälfte von dem gelaufen was ich sonst laufe“, kann schon zur Verunsicherung führen. Ich war mir aber schon recht sicher das alles gut läuft. Einstellung und Erfahrung spielen auch eine Rolle. Ich bin vor Wettkämpfen eher wenig aufgeregt. Es wäre kein Problem gewesen früher auszusteigen oder abzubrechen. Als Ausdauersportler habe ich auch genug Erfahrung mit längeren Wettkämpfen, das war dann auch hilfreich. Für einen älter werdenden Läufer, der nicht mehr so viele Kilometer laufen kann/möchte, ist das auf jeden Fall eine sehr gute alternative Vorbereitung.

von Stephan

 

 

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